
Erstklassig: Die Fernbedienung besitzt groĂe und ĂŒbersichtlich untergliederte Tasten. Auf Knopfdruck ist der Geber sogar beleuchtbar. Die Tasten zur Decoder-Wahl sind farblich hervorgehoben. Das Display informiert, ob Hauptzone oder die Nebenzonen angesteuert werden.
Als erster AV-VerstÀrker von Marantz wartet der SR8012 mit 11 Endstufen auf. Was der 3.000-Euro-Bolide sonst noch drin und drauf hat, klÀrt unser Test.
Das wurde aber auch Zeit. Im Gegensatz zu Onkyo, Pioneer und Denon hatte Marantz bislang keinen 11-KĂ€naler im Programm. Der SR8012 schlieĂt diese LĂŒcke im Premium-Segment. Satte 11 VerstĂ€rker sitzen im schicken GehĂ€use, womit sich 3D-Sound mit High-End-Anspruch verwirklichen lĂ€sst. Neben Dolby Atmos und DTS:X gehört bei Marantzâ Topmodellen jetzt auch der Auro 3D-Decoder zur Grundausstattung â und muss nicht mehr fĂŒr 150 Euro nachgekauft werden. Zum kleineren Bruder SR7012 (Test in Ausgabe 5-2018) distanzieren das neue Flaggschiff aber nicht nur zwei zusĂ€tzliche Endstufen, was angesichts des Preises auch enttĂ€uschen wĂŒrde â hier stehen 3.000 gegen 1.800 Euro.
Wertiger Aufbau
Der deutliche Aufpreis liegt vor allem an der gehobenen Technik sowie einer noch massiveren GehĂ€usekonstruktion des rund 17-Kilo-Schwergewichts. So stammt das Chassis aus den HiFi-Modellen der Referenzklasse von Marantz, es wurde verkupfert und verfĂŒgtÂ ĂŒber eine massive Kupfer-Bodenplatte. Die schwere Konstruktion sorgt fĂŒr StabilitĂ€t und soll Vibrationen von den Audiokomponenten fernhalten.
Die Frontplatte besteht natĂŒrlich aus Aluminium, die geschwungenen Wangen aus Plastik schmĂ€lern den High-End-Eindruck jedoch etwas. Unter dem fĂŒr Marantz typischen Bullaugen-Display befindet sich hinter der groĂen Alu-Klappe ein zweites Display mit höherem Informationswert samt Kanalmatrix-Anzeige. Praktisch sind zudem die FrontanschlĂŒsse fĂŒr HDMI, FBAS, USB, Cinch, Kopfhörer und das Messmikrofon.
Die Abnahme des Deckels gibt den Blick frei auf einen symmetrischen Aufbau und hochwertige Bauteile: Mittig sitzt ein gewaltiger Ringkerntransformator, der allgemeinhin weniger elektromagnetische Umweltverschmutzung betreibt sowie einen besseren Wirkunsgrad und eine höhere Energieeffizienz aufweist als gewöhnliche Rechteckkern-Trafos â und auch teurer ist, weshalb solch runde Kraftklötze bisher nur in den Vor-End-Kombis von MarantzÂŽ Heimkino-Sparte zum Einsatz kamen. Ăberhaupt kommt es uns so vor, als habe Marantz die Highlights aus dem Spitzengespann AV8805 und MM8070 (Test in audiovision 8-2018) in einem GerĂ€t vereint. So sitzen links und rechts der Energiequelle verteilt auf diskreten Platinen die 11 LeistungsverstĂ€rker, welche sich an schwere Aluminium-KĂŒhlkörper schmiegen. NatĂŒrlich setzen die Japaner auch ihre diskreten HDAM-Module ein â Marantzâ Ersatz fĂŒr ĂŒbliche OperationsverstĂ€rker, die anstelle von Chips aus vielen Einzelbauteilen bestehen und so ein feinfĂŒhliges Klangtuning ermöglichen, bevor die Tonsignale den Endstufen ĂŒbergeben werden.

In HĂŒlle und FĂŒlle: 11 Paar Lautsprecher kann man verkabeln, die 7.2.4-Pre-outs erlauben auch den Anschluss externer Endstufen. Den 7.1-Eingang findet man heute nur noch selten. Die ĂŒppige Anzahl von Video- und Audioschnittstellen reicht auch fĂŒr XXL-Heimkinos aus. Die aufschraubbaren Antennen sorgen fĂŒr optimalen Wireless-Empfang.
Kein Tuner an Bord
Einen weiteren Unterschied zu den kleineren Modellen erkennt man bereits beim Blick auf die Front. Denn unterhalb des Marantz-Logos steht âAmplifierâ und nicht âReceiverâ. Entsprechend fehlt dem AV-VerstĂ€rker eine analoge Tuner-Sektion â vermutlich, um hochfrequente UKW-Einstreuungen nicht aufkommen zu lassen. Auch Denon hat bei seinem 13-Kanal-Flaggschiff AVC-X8500H (Test in 3-2018) auf einen Tuner verzichtet. Ein digitaler DAB+ EmpfĂ€nger ist leider auch nicht an Bord, Radio gibt es aber via Internet.
Ansonsten lĂ€sst der SR8012 praktisch keine AusstattungslĂŒcken offen: Zu den wichtigsten AnschlĂŒssen zĂ€hlen 8 HDMI-EingĂ€nge, 3 HDMI-AusgĂ€nge, 4 SPDIF-Audio-Inputs sowie 6 analoge Stereo-Cinchbuchsen. NatĂŒrlich darf bei einem Oberklasse-GerĂ€t auch eine Phono-Platine fĂŒr den Plattenspieler nicht fehlen und auch der fĂŒr Marantz typische â und nur noch sehr selten anzutreffende â 7.1-Analog-Audioeingang ist an Bord. Daran lĂ€sst sich beispielsweise ein alter SACD-Spieler anstöpseln.

Eine dicke Kupferplatte am Boden stabilisiert das GehÀuse mit einem tiefliegenden Schwerpunkt.
11.2-Boxen fĂŒr Atmos und Co.
Mit seinen 11 verbauten Leistungsendstufen befeuert der SR8012 7.1.4-Boxen-Setups. Mehr als 4 Höhenboxen gehen aber nicht, eine 15.2-Kanalverarbeitung gewÀhrt bei Marantz derzeit nur die AV-Vorstufe AV8805, die mit 4.000 Euro zu Buche schlÀgt.

Rechenpower: 4 âSHARCâ-DSPs von Analog Devices ĂŒbernehmen die aufwĂ€ndige Digitalsignalverarbeitung.
Beim SR8012 können die 4 Höhenboxen als Decken-, Height- oder Dolby-Enabled-Speaker definiert und in unzĂ€hligen Varianten miteinander kombiniert werden. Auch den 5.1.5-Modus mit Voice-of-God-Deckenkanal fĂŒr Auro 3D-Sound stemmt der SR8012 ohne Zuhilfenahme externer VerstĂ€rker. Freie Endstufen können wie ĂŒblich fĂŒr das Bi-Amping oder die Beschallung von NebenrĂ€umen verwendet werden, wobei fĂŒr die Hörzone 2 separate HDMI-Signale zur VerfĂŒgung stehen.Â
Der Marantz SR8012 gewĂ€hrt viele Optionen beim Boxen-Setup fĂŒr Dolby Atmos, DTS:X und Auro. Bis zu 11.2-Lautsprecher versorgt der Bolide allein, der Voice-of-God-Kanal (VoG) bei Auro 3D kann ĂŒber einen Pre-out samt externem VerstĂ€rker oder vom SR8012 aktiv beschallt werden, dann aber nur im 5.1.5-Modus.

Dolby Atmos und DTS:X arbeiten auch mit Top-Boxen. Auro 3D benötigt vordere Heights und kann in dieser Konfiguration nicht genutzt werden.

Die 2 oder 4 Dolby Enabled Speaker können auf den Fronts, Rears und Back-Rears sitzen. Seit Kurzem funktioniert auch Auro 3D mit Aufsatz-Lautsprechern.

7.2.4: Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D funkÂtionieren mit 4 Height-Boxen parallel und ohne EinschrĂ€nkungen.

7.1.5: Hier tönen nur 5.1.5-KanĂ€le, die Back Rears bleiben still bei Auro 3D-Ton. Der VoG-Kanal wird passiv ĂŒber den Subwoofer 2-Pre-out ausgegeben.

5.1.5: Das spezielle Setup fĂŒr Auro 3D mit 5 DeckenkanĂ€len verzichtet auf Back-Rear-Boxen. Der VoG-Kanal wird vom linken Surround-Back-Kanal befeuert.

Multiroom: Im 7.1-Betrieb beschallt der Marantz 2 NebenrÀume. Eine Grafik erklÀrt, an welche Terminals die Zonen-Speaker angeschlossen werden.
Tadellos fallen die Optionen fĂŒr die Einstellung aller Lautsprecher aus: Distanzen können in 1-Zentimeter-Einheiten und die Pegel in 0,5-Dezibel-Schritten sehr exakt justiert werden; die LautstĂ€rke jedes Kanals darf man zudem separat fĂŒr jeden Quelleneingang speichern. Praktisch: UnabhĂ€ngig vom Mehrkanal-Setup ist die Einrichtung eines separaten Boxen-Layouts fĂŒr die Stereo-Wiedergabe möglich.
Wie schon erwĂ€hnt, bietet der SR8012 mit Auro 3D, Dolby Atmos und DTS:X alle 3D-Ton-Decoder. NatĂŒrlich sind auch die Upmixer Auro-Matic, Dolby Surround und DTS Neural:X mit von der Partie. Das Cross-Format-Upmixing ist in den meisten FĂ€llen ebenfalls möglich, allerdings nicht bei nativem 3D-Ton. Zudem soll per Firmware-Update der 3D-Sound-Upmixer DTS Virtual:X nachgereicht werden.

Unter âSurround Parameterâ lassen sich diverse Klangschaltungen aktivieren, darunter auch fĂŒr Auro 3D.
Die Frequenzgang-Entzerrung aller Lautsprecher erfolgt mit Audysseys bestem Einmess-System MultEQ XT32, das auch zwei Subwoofer separat berĂŒcksichtigt sowie die Loudness-Schaltung âDynamic EQâ und die Dynamik-reduktion âDynamic Volumeâ mitbringt. Dank der 20 Euro teuren âAudyssey MultEQ Editorâ-App fĂŒr Android- und iOS-GerĂ€te darf man zudem beliebig viele Einmessungen speichern, Zielkurven nach persönlichem Geschmack gestalten und viele den Klang beeinflussende Parameter einstellen. Eine sinnvolle ErgĂ€nzung, zumal der 9-Band-Equalizer im SR8012 mit EinschrĂ€nkungen zu kĂ€mpfen hat. Dieser lĂ€sst sich zum Beispiel ausschlieĂlich bei deaktiviertem Audyssey einschalten und regelt nur zwischen aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz und 16 Kilohertz. Zudem lassen sich die beiden Subwoofer gar nicht einstellen.

Auch das Cross-Format-Upmixing ist möglich, was auch im auskunftfreudigen Info-MenĂŒ anzeigt wird.
Die Bedienung des VerstĂ€rkers gelingt dank informativer wie ĂŒbersichtlicher Onscreen-MenĂŒs intuitiv, auch wenn diese im Test öfter mal leicht verzögert auf unsere Ein-gaben reagierten. Die gelungene Fernbedienung punktet mit Ăbersichtlichkeit, groĂen Tasten, Display sowie einer Hintergrundbeleuchtung. Alternativ lĂ€sst sich der SR8012 ĂŒber die Marantz Remote App sowie die HEOS-App bedienen. Erst kĂŒrzlich kam die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa hinzu.
Auch wenn die Sprachsteuerung von GerÀten noch in den Kinderschuhen steckt und der praktische Nutzen sich oft in Grenzen hÀlt, kann es sich offenbar kein Hersteller mehr leisten, auf das Komfort-Feature zu verzichten. So bietet auch Marantz seit Kurzem die Möglichkeit, ausgewÀhlte AV-Komponenten via Sprache zu steuern.

FĂŒr die Sprachsteuerung mit âAlexaâ wird ein kompatibler Lautsprecher von Amazon benötigt, wie etwa der âEchoâ fĂŒr 100 Euro.
Voraussetzung hierfĂŒr ist ein Konto bei Amazon sowie ein âAlexaâ-fĂ€higer Lautsprecher des Shopping-Riesen wie der âEchoâ oder âEcho Dotâ fĂŒr die Ăbertragung der Sprachbefehle an Amazon. Das zu steuernde GerĂ€t muss zudem mit dem HEOS-Multiroom-System ausgerĂŒstet sein. Auch sollten sich alle GerĂ€te im selben Netzwerk befinden, sonst versagt die Kommunikation. Ăber die HEOS-App wird etwa ein Marantz-Receiver eingerichtet und einem Hörraum zugewiesen, in der Alexa-App von Amazon muss der sogenannte Skill âHEOS Home Entertainmentâ aktiviert und das Marantz-GerĂ€t ausgewĂ€hlt werden; der HEOS-Skill verknĂŒpft die HEOS-Technologie mit Amazons Sprachdienst Alexa. FĂŒr die Nutzung muss der Benutzer allerdings noch die entsprechenden Sprachbefehle lernen, die man etwa auf der Marantz-Webseite findet. Steuern lassen sich unter anderem der LautstĂ€rkepegel, Navigationsbefehle (Start, Stop, Pause, Vor, ZurĂŒck), Quellenwahl, Ein-/Ausschalten und die Wiedergabe von Musiktiteln ĂŒber die Streamingdienste Amazon Music und TuneIn (Spotify soll folgen) in den zuvor definierten HörrĂ€umen.
Video und Multimedia
Das Video-Board im HDMI 2.0-Standard beherrscht so ziemlich alles, was derzeit aktuell und relevant ist: 4K/60p, HDCP 2.2, 4:4:4-Farbauflösung, HDR-10, Dolby Vision, HLG, CEC und ARC; eARC soll per Firmware-Update nachgereicht werden. Der Video-Scaler rechnet auf Wunsch analoge wie digitale Bildsignale auf UHD-Auflösung hoch, verursacht durch AnschĂ€rfung aber unschöne Doppelkonturen an Linien und Kanten. Hier sollte Marantz mit einem Firmware-Update nachbessern. Die Video-Sektion wurde von der Imaging Science Foundation (ISF) zertifiziert und bietet die beiden konformen Bildmodi âISF Dayâ und âISF Nightâ. Zudem steht ein feinfĂŒhliger Video-Regler fĂŒr Kontrast, Helligkeit, SĂ€ttigung, RauschunterdrĂŒckung und KonturenschĂ€rfe zur VerfĂŒgung.
An Vernetzungsmöglichkeiten bietet der SR8012 neben HEOS auch AirPlay, Bluetooth, DLNA und eine USB-Buchse. Der Media-Player spielt natĂŒrlich auch High-Resolution-Dateien in den Formaten ALAC, FLAC, WAV und DSD (5,6 MHz) ab. Bis auf das gut funktio-nierende TuneIn-Webradio wurden alle Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer, Amazon Music, Tidal und Napster in die HEOS-App ausgelagert.
TonqualitÀt
Mit 235 Watt pro Kanal im Stereo-Betrieb und immer noch beachtlichen 105 Watt bei zeitgleicher Auslastung von 7 Endstufen an 4-Ohm-Last ist der SR8012 Herr jeder Klang-Lage. Der Eco-Modus (âOnâ) reduziert den durchschnittlichen Stromverbrauch von 346 auf verhĂ€ltnismĂ€Ăig sparsame 147 Watt. FĂŒr Marantz-GerĂ€te typisch, vermutlich ein bewusstes âSoundtuningâ seitens des Herstellers, ist das Abfallen des Frequenzgangs zu höchsten Tönen hin um rund 2 Dezibel. Dieses PhĂ€nomen konnten wir auch bei unserem SR8012-TestgerĂ€t ausmachen.
Im Hörtest blieb der Einsatz von dickem Ringkerntrafo, hochwertigen HDAM-Tuningmodulen sowie krĂ€ftigen Endstufen nicht ohne Folgen. So spielte der SR8012 in unseren Ohren lebendiger, luftiger, durchhörbarer und detailreicher, als wir das von den gĂŒnstigeren Marantz-Receivern kennen â die gerne mal etwas âkuschelig und zahmâ vor sich hin musizieren. Auch in Sachen Dynamik und Basskontrolle sehen wir den SR8012 seinen kleinen Kollegen ĂŒberlegen, was sich besonders bei modernen Sound-Spektakeln wie âGhost in the Shellâ (Dolby Atmos) bemerkbar machte. Hier waren die wuchtigen, doch kontrollierten Bass-Attacken im Finale mit dem Kampfpanzer auch im Bauch spĂŒrbar, ohne dabei zu dröhnen oder zu wummern.
Die den Zuschauer einhĂŒllende Effektkulisse setzte der SR8012 grob- wie feindynamisch Ă€uĂerst ĂŒberzeugend um und verkniff sich auch bei Extrempegeln Spitzen oder HĂ€rten im Klang. Im Gegenteil, stets spielte der 3.000-Euro-Bolide kraftvoll-sauber und war durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Auch an der weiten, luftigen und doch prĂ€zisen RĂ€umlichkeit hatten wir nichts zu bemĂ€ngeln.
Im Stereo-Betrieb lieferte das neue Top-Modell ein sehr aufgerĂ€umtes, ausladendes und fein zeichnendes Klangbild, das Instrumente wie Gesang plastisch herausschĂ€lte und ihnen dennoch viel Luft zum Atmen gewĂ€hrte. Dass der SR8012 dabei auf einem strammen Bassfundament und hohen Dynamikreserven fuĂt, unterstreicht den absoluten Referenzanspruch dieses TraumverstĂ€rkers.    Â
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Der Testbericht Marantz SR8012 (Gesamtwertung: 95, Preis/UVP: 3000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhÀltlich.
Der Beitrag Marantz SR8012 (Test) erschien zuerst auf audiovision.